Über das Gießen von Obstbäumen

Am bayrischen Untermain erleben wir in den letzten Jahren zunehmend extrem trockene Frühjahre. In diesem Jahr hat es seit März gerade einmal 30mm geregnet, dies ist nur knapp ein Viertel der üblichen Menge an Regen. Berechnet man die Wasserbilanz, die Differenz aus Niederschlag und Verdunstung durch Sonne und Wind, fehlen zur Zeit ca. 80 Liter pro Quadratmeter. Da ist noch nicht der „Verbrauch“ durch die Vegetation eingerechnet.

Da Trockenschäden an Pflanzen irreversibel sind, ist es umso wichtiger die Jungbäume in den ersten Jahren regelmäßig zu wässern und sie damit vor dem Absterben zu bewahren. Hierbei gilt: „viel hilft viel“. Obstbäume strecken ihre Wurzeln auf der Suche nach Wasser nur dann in tiefe Schichten, wenn es auch einen Grund dazu gibt. Das bedeutet, wenn zu häufig gegossen wird und dabei nur geringe Mengen an Wasser (z.B. 20 Liter wöchentlich), führt dies dazu, dass die Bäume nicht tief wurzeln, da es ja oberflächig immer mal wieder genug Feuchtigkeit gibt. Dies führt langfristig dazu, dass die Wurzeln nur oberflächig verteilt sind und der Obstbaum zeitlebens Schwierigkeiten haben wird, an das dringend benötige Wasser zu kommen. Daher gieße ich wie folgt: Bei langanhaltender Trockenheit wie zurzeit ungefähr alle 4 Wochen, dann aber ca. 100 Liter pro Baum. Dies führt dazu, dass der Boden bis in die Tiefe gut durchnässt wird. In den Wochen nach dem Gießen trocknet der Boden von oben an wieder ab und der Baum wird dazu erzogen, die Wurzeln in die Tiefe zu schicken. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, die zukünftig zu erwartenden Dürreperioden gut zu überstehen.

Durch den Gießrand bleibt das Wasser beim Baum und kann langsam versickern

Ich verlinke euch hier einen Artikel, bei dem dieses Gießverhalten einmal untersucht wurde:
https://schlaraffenburger.de/cms/index.php/streuobstwiese/aktuelles-von-der-streuobstwiese/208-waessern-nicht-nur-von-obstbaeumen-oder-wie-giesst-man-richtig

Wir nutzen zwei IBC-Container mit jeweils gut 1000 Litern Fassungsvermögen um die Bäume mit zuvor aufgefangenem Regenwasser gießen zu können. Sind beide Tanks gefüllt, geht es mit dem Traktor samt Anhänger mit gut zweieinhalb Tonnen Last auf zur Streuobstwiese. Auf der Wiese stehen 35 Jungbäume, somit sind für jeden Baum gut 55 Liter dabei. Wir müssen also zwei mal Fahren um genügend Wasser dabei zu haben. Diese Arbeit wird am besten zu zweit durchgeführt, einer fährt den Traktor und der zweite gießt im Vorbeigehen die Bäume. An dieser Stelle vielen Dank an die Helfer der letzten Fahrten!

Da der Boden durch die Trockenheit stark verkrustet ist und das Wasser nur schlecht versickert, ist ein Gießrand entscheidend, der das Wasser im Kronenbereich des Baumes hält. In diesem Jahr haben wir bereits gut 200 Liter an jeden Baum gefahren, das sind insgesamt bereits 7000 Liter. Die Bäume sind damit aktuell optimal versorgt, jedoch sind nun alle verfügbaren Tanks vorerst geleert. Es bleibt zu hoffen, dass in den kommenden Wochen ausreichend Regen fällt, um zumindest die Tanks ein bisschen zu füllen.

Falls das Wetter weiter so trocken bleibt, werden wir Anfang/Mitte Mai erneut gießen müssen, wer Lust hat dabei zu sein meldet sich bei mir unter obstundseineFreunde@gmx.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert